Wir brauchen nicht mehr Zeit, sondern bessere Entscheidungen
Obwohl jedem von uns unterschiedslos jeden Tag 1.440 Minuten und jede Woche 168 Stunden zur Verfügung stehen, scheinen mehr und mehr Leute heutzutage keine Zeit mehr zu haben. Woran liegt das bloß?
Es gibt keine Zeit
Zunächst einmal stimmt die Aussage, keine Zeit zu haben für jeden von uns. Im naturwissenschaftlichen Sinn gibt es nämlich gar keine Zeit. Das hat uns schon Einstein wissen lassen. Zeit ist keine „Sache“ die man haben kann. Sie ist kein „Ding“, dass man irgendwo als Besitz horten oder „sparen“ kann. Erst im Spätmittelalter haben die Menschen begonnen, den Wechsel von Tag und Nacht und der Jahreszeiten in kleine Einheiten aufzuteilen und die Uhr erfunden.
Falscher Plan
Wir haben kein Zeitproblem, sondern ein Entscheidungsproblem. Wir nehmen uns bestimmte Aufgaben vor und für deren Erledigung brauchen wir eine bestimmte Anzahl von Minuten und Stunden. Wenn wir nun in „Zeitnot“ geraten, bedeutet das nur, dass wir für diesen Tag oder jenen Monat zu viele Aufgaben geplant haben. Nicht die Zeit ist knapp geworden, sondern wir haben falsche Entscheidungen getroffen. Warum machen wir das?
Woher kommen die vielen Aufgaben?
Ununterbrochen werden wir von den Medien und durch das Internet massiv mit Ideen überflutet, was wir tun und lassen, was wir uns wünschen, wer wir sein und was wir erwerben sollen - und das natürlich auf dem schnellstmöglichen Weg. Unmerklich entsteht das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn wir all dem nicht folgen. Wir brauchen also den perfekten Lifestyle, den perfekten Körper, die perfekten Dinge und den ganz großen Erfolg. Erst wenn wir das erreicht haben, können wir glücklich sein. Damit verschieben wir unser Glück auf die Zukunft, verpassen dabei die Gegenwart, schreiben lieber noch ein Paar Aufgaben in unsere To-do-Liste und fühlen uns gehetzt.
Andere bestimmen unsere Agenda
Gleichzeitig prasseln immer mehr Anforderungen von anderen Personen auf uns ein. Täglich füllt sich das E-Mail-Postfach neu, WhatsApp, Messenger-Nachrichten, Facebook- und Instagram-Postings schreien nach unserer Aufmerksamkeit und verlangen nach unserer Reaktion. Jeder will etwas von uns. Und weil wir dazu gehören, beachtet und geliebt werden möchten, lassen wir uns darauf ein. Wir machen mit und verbringen viel Zeit damit, nach der Agenda anderer Leute zu leben.
Befreiungsschlag und praktische Tipps
Wir kommen wir aus der Nummer wieder heraus? Indem wir erkennen, dass es unsere eigenen Entscheidungen sind, die den Stress erzeugen. Nein, wir sind nicht ausgeliefert. Und ja, wir können die Kontrolle über unsers Situation haben.
- Entscheiden wir uns dafür, jetzt glücklich zu sein - mit dem, was wir haben und sind. Dann wählen wir unsere nächsten Projekte und Aufgaben viel entspannter aus - ohne Druck und Not. Unser Glück hängt ja nicht mehr davon ab.
- Reduzieren wir unsere Info-Kanäle und die Zeit, die wir damit verbringen. Wir werden dann nicht mehr so oft abgelenkt und mit Ideen geflutet, die mit unserer aktuellen Situation nichts zu tun haben.
- Hören wir auf, im Internet zu „surfen“, fangen wir gezielt an zu suchen. Bevor wir klicken, fragen wir uns: Was genau suche ich? Lassen wir uns nicht verlocken auf Links zu klicken, die mit unserer Suche nichts zu tun haben.
- Wenn eine andere Person etwas von uns will, fragen wir uns vor einer Antwort:
- Braucht sie wirklich Hilfe oder ist sie nur zu bequem, die Aufgabe selbst zu erledigen?
- Warum will sie meine Aufmerksamkeit? Geht es nur um Ego-Pflege oder um ein sinnvolles Anliegen? Ist ihr langweilig?
- Bin ich überhaupt der richtige Ansprechpartner?
- Weisen wir jeder Aufgabe einen bestimmten Zeitraum in unserem Kalender zu. Aufgaben, die nur auf To-do-Listen und nicht im Kalender stehen, werden selten erledigt.
Halten wir fest: Wir haben nicht zu wenig Zeit. Jedem von uns stehen jeden Tag 24 Stunden zur Verfügung.
Wählen wir ab heute sorgfältig aus, wofür wir sie verwenden.